Fotos oben - von links: Volker Hobrack (im Hintergrund), Bürgermeister von Dassel, Herr Sellschopf und Pfarrer Boß an der neuen Gedenktafel (Bild vergößern hier)
Am Freitag, den 16. August 2019,
wurde in unserem Luisenstädtischen Kirchpark das erneuerte Bodendenkmal für die Luisenstadtkirche sowie eine ebenfalls erneuerte, moderne Gedenktafel eingeweiht. Vorstand Volker Hobrack hielt die Eröffnungsrede und begrüßte die zahlreichen eingeladenen Gäste sowie die Anwohner der Luisenstadt. Hier Volkers Rede im Wortlaut:
Liebe Anwohner, liebe Mitglieder und Freunde des Bürgervereins Luisenstadt, sehr geehrte Mitarbeiter des Wohninvestors Instone Real Estate Development GmbH, Frau Brandenbusch und Herr Sellschopf, sehr geehrter Herr Stadtbezirksbürgermeister von Dassel, sehr geehrter Herr Stadtrat…. sehr geehrte Damen und Herren der bezirklichen Verwaltung insbesondere des Straßen- und Grünflächenamtes, Herr (…), lieber Pfarrer Gerhard Boß, liebe benachbarte Pfarrer der Kirchgemeinden von St. Jacobi und St. Thomas, liebe Gäste von außerhalb der Luisenstadt.
Es ist schon eine kleine Reihe von Namen, die mit der Geschichte der früheren Luisenstadtkirche zu tun hatten und die ich hiermit herzlich begrüßen möchte. Besonders freue ich mich, dass der frühere Pfarrer der Gemeinde der Luisenstadtkirche Herr Gerhard Boß heute dabei ist. Er hat die Nachkriegsruine noch genau gekannt, kam 1961 in die Kirchengemeinde und er war einer der wenigen, der die Kirchenruine nach dem Mauerbau noch betreten durfte. Er hat die Sprengung und den Abriss der Ruine 1964 miterleben müssen und ihm verdanken wir einen Film vom Abriss, der heimlich gedreht werden musste.
In den Einladungen und auf den Programmflyern unseres Bürgervereins haben sie alle die wechselvolle Geschichte der Luisenstadtkirche in kurzer Zusammenfassung lesen können. Fast 200 Jahre war sie ein Zentrum der Gemeinde und ein sozialer Treffpunkt für die Anwohner. Selbst der umgebende Kirchhof hatte neben der Funktion eines Erinnerungsortes an ehemalige Familienangehörige und auch einen Erholungswert für die Nachbarn. Ich möchte Ihnen die Beschreibung des Schriftstellers Julius Rodenberg von 1886 vorlesen, in der er über den Kirchhof berichtet: "An das rings umgitterte Kirchlein …
Als 1831 in der Bergmannstraße der neue Luisenstädtische Friedhof eingerichtet wurde, blieb der Begräbnisplatz hier noch einige Jahre erhalten. Das umgebende Holzgitter wurde allerdings in der Märzrevolution von 1848 für den Barrikadenbau verwendet. Ab 1851 wurde dann der ehemalige Gottesacker zu einer Grünanlage umgestaltet. Die Bewohner der Umgebung konnten in ihm gegen einen jährlichen Beitrag von 4 Mark zur Erhaltung der Anlagen Erholung finden.
Den zeitlichen Ablauf der folgenden fast 100 Jahre möchte ich hier überspringen und an die Zerstörungen in den Bombennächten des 2. Weltkrieges erinnern. Bei dem Großangriff am 3. Februar 1945kam es zur großflächigen Zerstörung der nördlichen Luisenstadt. Über 3.000 Menschen fanden den Tod, 60 davon in den Mauern und Kellern der Kirche, die auch weitgehend zerstört wurde.
Erst in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts kam es zum zaghaften Wiederaufbau der Luisenstadt. Zwischen Stallschreiberstraße und Oranienstraße entstanden auf Westberliner Gebiet die Otto-Suhr-Siedlung und hier an der Sebastianstraße die ersten Plattenbauten des Heinrich-Heine-Viertels. An den Rand des Luisenstädtischen Kirchparks, direkt an die Mauer, wurde die Grundschule gebaut, der später Spielplätze nachgeordnet wurden.
Durch die Kriegszerstörungen sind auch die Gedenktafeln an den Mauern der Luisenstadtkirche zerstört worden, die an berühmte Tote des Friedhofs erinnerten: An den Komponisten Wilhelm Friedemann Bach, den ältesten der Bachsöhne, an den Aufklärer und Verleger Friedrich Nikolai, an den Schöpfer des preußischen Landrechts Carl Gottlieb Svarez, an den Stammvater des Berliner Gartenbaubetriebes Carl Friedrich Späth und andere. Für die drei Erstgenannten und für die Luisenstadtkirche hat der Bürgerverein Luisenstadt 2002 eine Sandsteinstele mit Bronzeporträtmedaillons an der alten Jakobstraße am Eingang des Parks errichten lassen.
Für das Kunstwerk haben wir damals Spenden gesammelt und geschaffen wurde es von dem Berliner Bildhauer Nikolaus Bode. Zugleich haben wir den 200. Jahrestag der Luisenstadt gefeiert. Vor zehn Jahren 2009 hat unser Bürgerverein es dann erreicht, dass nach den unterirdischen Resten der Kirchenruine gegraben werden konnte. Das erfolgte mit einer Gruppe von Schülern der Evangelischen Schule Zentrum im Rahmen eines Schülerprojektes und unter Anleitung des Landesdenkmalamtes und der Grabungsleiterin Frau Mehlisch. Wir konnten die Gewölbekappen freilegen, die nur 40-50 cm unter der Rasenkante liegen. Eine tiefere Freilegung wurde damals nicht erlaubt; vielleicht nehmen die zuständigen Behörden unseren Vorschlag auf ein archäologisches Fenster einzurichten.
Heute können wir uns darüber freuen, dass wir das Bodendenkmal Luisenstadtkirche mit einem Plattenweg und Eckbepflanzungen deutlicher als bisher wahrnehmen können. Eine neue Informationstafel erzählt die von mir hier umrissene Geschichte von Kirche und Kiez mit Abbildungen und erklärenden Texten.
Ermöglicht wurden diese neuen Erinnerungszeichen durch die großzügige Unterstützung des Wohninvestors Instone Real Estate Development GmbH. Dafür herzlichen Dank den Mitarbeitern des Unternehmens und besonders dem Chef desselben, Herrn Sellschopf.
Ebenso möchte ich Dank sagen an das Planungsbüro Hennigsen für die Freiraumplanungen und an die Designerin Frau Lieser, die die Informationstafel geschaffen und die Realisierung geleitet hat. Ein weiteres besonderes Dankeschön geht an die Mitarbeiter des Grünflächenamtes, insbesondere an Frau Tielscher.
Abschließend noch eine Bitte an den Bürgermeister und das Grünflächenamt: Erhöhen sie die die finanziellen Mittel und die personellen Ressourcen für die Erhaltung und Pflege der Grünanlagen! Wir Bürger werden es ihnen danken.
Weitere Redebeiträge geladener Gäste sehen Sie in diesem
Video (ca. 28 Minuten):
In der Reihenfolge der Redebeiträge:
- Volker Hobrack
Vorstand Bürgerverein Luisenstadt - Carsten Sellschopf
Instone Real Estate Development GmbH - Frau Brandenbusch
Instone Real Estate Development GmbH (Grußwort) - Stephan von Dassel
Bürgermeister Berlin Mitte - Friederike von Kirchbach
Pfarrerin in der Kirchengemeinde St. Thomas - Christoph Heil
Pfarrer St. Jacobi - Helga Lieser
Gestaltung der Gedenktafel - Gerhard Boß
Ehemaliger Pfarrer der Luisenstadtkirche
Mehr lesen:
Projekt-Luisenstaedtische-Kirche-nach-10-jahren-endlich-Erfolg-nun-Denkmal-Einweihung
www.Berlinstory.de/blog/buergerverein-luisenstadt-buergerschaftliches-engagement ..
Stichwort "Luisenstadtkirche" hier auf unserer Homepage