Essay von Kurt Wernicke
Unser historischer Bericht von Kurt Wernicke über die "Moritzplatz-Krawalle" und den Berliner Mieterprotest im Jahr 1863 erfreut sich großen Interesses und wird häufig angeklickt (hier lesen). Nun haben wir einen weiteren spannenden "Erlebnisbericht" von Kurt Wernicke erhalten - der spielt zwei Jahre später, schildert den Baupfusch um das Jahr 1865 herum... vor allem das traurige Unglück in der Wasserthorstraße 27 ...
Auch die Baugeschichte Berlins ist von dem unschönen Phänomen der Bauschlamperei nicht frei:
Immer mal wieder hat es Einstürze im Bau befindlicher oder gerade erst fertiggestellter Gebäude gegeben, und nur die spektakulärsten - wie etwa der Einsturz des Turmes vor der Neuen Kirche auf dem Gendarmenmarkt unter der architektonischen Leitung von Carl Gotthard v. Gontard am 25. Juli 1781 - sind in die Berliner Geschichte eingegangen. Im Herbst 1865 häuften sich Einstürze von und an Neubauten allerdings in einer Art, daß den Berlinern angst und bange wurde.
Am Nachmittag des 28. September 1865 brach in der Alexanderstr. 26 ein gerade erst erbauter vierstöckiger Speicher ein. Seine Trümmer stürzten auf den benachbarten Neubau Nr. 25, auf dem noch Maurer tätig waren: zwei von ihnen wurden getötet, zwei weitere und ein Arbeitsmann aus ihrer Kolonne verletzt. Aus den Trümmern des Speichers wurde der Kornträger Taubert nur noch tot geborgen.