Bürgerverein Luisenstadt e.V.

Cover Luisenstadt Buch 2017

Im Oktober 2017 hat unser Bürgerverein Luisenstadt dieses lange vergriffene, beliebte "Geschichtenbuch" der Luisenstadt wieder herausgegeben. Versehen mit einer neuen Umschlagbroschur können Sie diese einmalige "Bibel" unseres Stadtteils aus dem Jahr 1995 nun wieder erwerben

Lesen Sie hier auch heute noch interessante Auszüge aus dem Buch in unserer neuen Serie "Historische Fußtouren in der Luisenstadt aus den 90er Jahren"

Die folgende Rezension von Andreas Lohse fanden wir in der "Drucksache - Magazin der Erneuerungskommission Kottbusser Tor" Nr. 5/6 vom 2.6.1995. Viele Ausgaben der legendären "Drucksache" sind als PDF online zugänglich im Digitalen Archiv des FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museums:

Ein neues Buch will "über die gemeinsame Geschichte eine Bindung zwischen den Bürgern dieses Stadtteils erreichen, das Heimatgefühl stärken und helfen, Widersprüche aufzuheben", wünscht sich der Redakteur Frank Eberhardt in seinem Vorwort - nichtssagende Schlagworte, derer es überhaupt nicht bedurft hätte.

Das Büchlein selbst nämlich spricht Bände und ist spannend und amüsant für diejenigen, die sich mit eben jenen Orten und Plätzen beschäftigen mögen, die sie täglich beschreiten, mit den Gegenden, von denen auch das Tagesgeschäft geprägt wird.

Die Beiträge sind oft bildreich geschrieben, bieten historische Daten und Fakten und entbehren zumeist jeglichen Schnaufens langatmiger, historischer Beschreibungen:

Die Menschen werden nicht als datensichere Fakten behandelt, denen eine geschichtliche Aktion zu geordnet wird, sondern sie sind Teil eines historischen Prozesses, dessen Ende schließlich einen Eintrag ins Geschichtsbuch erfordert.

In dem Buch werden nicht nur Beschreibungen des Lebens in den vergangenen Jahrhunderten gegeben, sondern auch das aktuelle Geschehen der jüngsten Jahrzehnte beschrieben, so zum Beispiel, wie sich das Frauenstadtteilzentrum in der 1981 besetzten ehemaligen Schokoladenfabrik mühsam von der Idee bis zum Projekt entwickelte, das in "seiner Größe und Form kein zweites findet" (so die Autorin Elke Müller, seit vielen Jahren Kreuzberger Künstlerin und Fotografin).

Andere Geschichten beschäftigen sich mit Kirchen und Friedhöfen, Straßen, Handwerkern und dem Luisenstädtischen Kanal, Honoratioren und Militärgeschichte fehlen eben so wenig wie der Mieteraufstand am Moritzplatz von 1863.

Die meisten der zahlreichen Autoren und Autorinnen schreiben erfreulich kurzweilig, und dank des Stichwortverzeichnisses lassen sich zu speziellen Personen oder Objekten auch einzelne Beiträge gezielt heraussuchen, was das Schmökern und Stöbern erleichtert.
Wer die Luisenstadt haut nah erleben will, kann an Hand einiger vorgeschlagener Touren und Routen zu Fuß auf Spurensuche gehen.

Bedauerlich ist, dass die in den Texten eingestreuten Fotos durchweg mangelhaft reproduziert wurden. Auch der graue, düstere Einband steht hinter dem Inhalt weit zurück und macht den Eindruck, als habe man in irgendeiner Ecke noch Rest-kartonagen aus Kriegszeiten gefunden. Ein liebevollerer Umgang mit dem, was auf den ersten Blick animieren soll, hätte dem Werk und seinen Lesern gut getan - das Auge liest schließlich mit.


Und eine heutige Stimme zur Reprint-Ausgabe des Buches vom Luisenstädter Lorenz Maroldt:

"Die Luisenstadt kenne ich seit Anfang der achtziger Jahre: eine Wohnung in der Sebastianstraße mit Blick auf den Mauerstreifen, Recherchen im Rock-archiv am Bethaniendamm, Kneipen im Schummerlicht.
Heute lebe ich etwas weiter nördlich am Schulze-Delitzsch-Platz: Einkaufen in der Annenstraße, den Frühling begrüßen am Engelbecken, Spaziergänge zwischen Altbauten, Plattenbauten und Neubauten, mit den die Kriegs- und Teilungslücken gefüllt wurden.
Mit den Jahren wuchs das Bedürfnis, mehr über diese zentrale und doch ein wenig vergessenen wirkende Ecke Berlins zu erfahren. Das vorliegende Buch erfüllt diesen Wunsch ganz exzellent:
Seit ich es gelesen habe, laufe ich mit einem anderen Blick durch die Straßen der Luisenstadt, die reich ist an Geschichte - und an Geschichten."

Lorenz Maroldt ist Chefredakteur des TAGESSPIEGEL Berlin


Die Luisenstadt. Geschichte und Geschichten über einen alten Berliner Stadtteil.

Autoren: Frank Eberhardt, Stefan Löffler u.a.
Berlin 1995, Edition Luisenstadt, überarbeitet und 2017 als Reprint neu herausgegeben vom Bürgerverein Luisenstadt,
Umfang 300 Seiten, Klappenbroschur, 19.95 Euro

> ISBN 978-3-957-23-125-3

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