Bürgerverein Luisenstadt e.V.
Orania BerlinPhilipp und Jennifer Vogel (Hotelleitung) Foto: Käte Müller (Creative Director) Ähnlich wie der Luisenstädtische Kanal hat das Gebäude in der Oranienstraße 40, das ehemalige Haus Jacobi und heutige Hotel Orania.Berlin eine sehr bewegte Geschichte und das Bild des Oranienplatzes geprägt.

Erbaut wurde es in den Jahren 1912 / 13 von den renommierten Architekten Wilhelm Cremer und Richard Wolffenstein für den Stadtverordneten und Kaufmann Leopold Jacobi als Büro- und Geschäftshaus.

Im Untergeschoss bot das Café Oranienpalast seinen Gästen hervorragende Konzerte und Kabaretts unter der Leitung von Oscar Barton.

Es wurde schon nach kurzer Zeit zu einem beliebten Treffpunkt für viele Kulturschaffende und Kulturinteressierte. Die Obergeschosse wurden von AEG, einem Verleger und einem Modegeschäft gemietet.

Zu dieser Zeit konnte man beim Blick aus den Fenstern des Hauses die Boote und Schiffe auf dem Luisenstädtischen Kanal vorbeifahren sehen. Er führte von der Spree über das Engelbecken bis zum Urbanhafen direkt am Oranienplatz vorbei. Das Leben am Oranienplatz florierte.

Mitte der zwanziger Jahre schließt das Café Oranienpalast seine Türen. Das Erdgeschoss wird in ein Bekleidungsgeschäft von C&A Brenninkmeijer umgewandelt. Die oberen Etagen nutzt ein Hotel mit dem Namen "Ahlbecker Hof". Der Luisenstädtische Kanal wird wegen mangelnder Nutzung und technischen Problemen im Zuge des U-Bahnbauplans zugeschüttet und nach und nach in eine Grünfläche verwandelt.

Im Jahr 1934 wird das Grundstück an C&A verkauft und das gesamte Gebäude wird zu einem Warenhaus. Das entstandene "Kaufhaus am Oranienplatz" bleibt während des zweiten Weltkrieges von jeglichen Schäden verschont. In den 50er Jahren revolutionierte C&A die Modewelt, indem sie die Haute Couture der Pariser Laufstege reproduzierte und für alle gängigen Frauengrößen anbot.

In den darauffolgenden Jahrzehnten erfuhr das Haus etliche Nutzungswechsel, bauliche Veränderungen sowie langjährige Vernachlässigung. Nach dem Fall der Mauer wurde das ehemalige Haus Jacobi und auch der Luisenstädtische Kanal in den 90er Jahren unter Denkmalschutz gestellt. Aber erst durch den Kauf von Dietrich von Boetticher im Jahr 2008 wurde der fortwährende Verfall des Hauses gestoppt. Zunächst kümmerte er sich mit seinen Partnern um den Bestandserhalt des Gebäudes und gab Kunsteinrichtungen und Projekten wie der Berliner Biennale, der Kunsthochschule Weißensee und der Ostkreuz Bildagentur die Möglichkeit die Räume für Ausstellungen zu nutzen.

Hilmer und Sattler Architekten erstellten die Genehmigungs- und Werkplanung

Nachdem es im Jahr 2013 eine Baugenehmigung für die Umnutzung respektive Wiedernutzung des Gebäudes als Hotel und Restaurant gab, entwickelte Dietmar Müller-Elmau ein Konzept, Grundrisse und Interior Design für ein Hotel mit 41 Zimmern, einem Salon und riesigen Wohnzimmer mit Restaurant, offener Küche, Bar und Konzertbühne. Hilmer und Sattler Architekten erstellten die Genehmigungs- und Werkplanung für den Bau und die Wiederherstellung der Fassade.

Nach eineinhalb Jahren Bauphase wurde das Hotel Orania.Berlin im August 2017 eröffnet. Trotz anfänglicher Proteste ist es den Geschäftsführern Jennifer und Philipp Vogel zusammen mit ihrem Team gelungen dem Hotel einen ganz besonderen Charme zu verleihen und sich im Kiez zu etablieren.

Gemeinsam haben sie einen Platz geschaffen, an dem sich die verschiedensten Menschen mit den unterschiedlichsten Biografien wohlfühlen. Angefangen bei den Gästen, die aus aller Welt und aus allen Teilen Berlins kommen über die Mitarbeiter, die schon lange in der Hotellerie arbeiten oder gerade am Anfang ihrer Karriere stehen bis hin zu den Künstlern, die ihr musikalisches Schaffen momentan in Berlin konzentrieren und denen das Orania.Berlin eine Bühne bietet. Entstanden ist ein Ort der Zusammenkunft und des Austauschs begleitet von hervorragender Gastronomie und einem vielseitigen Musikprogramm.

Kanal und Engelbecken als Naherholungsgebiet 

Daneben hat sich das Engelbecken und die Grünfläche, die heute noch vom Kanal übriggeblieben ist, ebenso zu einem Raum der Ruhe und der Erholung für die Allgemeinheit entwickelt. Einer Allgemeinheit, die kaum vielschichtiger sein könnte. Wenn man durch die Parkanlage läuft, fällt einem auf, wie unterschiedlich die Architektur und die Bausubstanz der Gebäude ist, die an sie grenzen. Ziemlich exemplarisch für die gesellschaftlichen und kulturellen Unterschiede, die Kreuzberg so besonders machen.

So wie das Wasser des Kanals früher die Umgebung gespiegelt hat, wird diese heute durch die Menschen wiedergegeben, die sich hier begegnen. Es sind die verschiedensten Personen und Charaktere vertreten, die das Naherholungsgebiet für ihre individuellen Bedürfnisse nutzen. Begrünt und bepflanzt, besprüht und bemalt, gibt es ein paar Sitzgelegenheiten und viel Raum zum Entspannen, wo sich jeder auf seine Art eine kurze Auszeit gönnen kann. Sei es nur um den Hund auszuführen, um Projekte zu besprechen, das Treiben der Schwäne zu beobachten oder um eine Runde joggen zu gehen, hier kommen alle zusammen.

Viele Gäste schwärmen davon, wie toll es ist so nah am Hotel und gleichzeitig in Blicknähe zum Kottbusser Tor einen so schönen Ort zu entdecken, der zum Verweilen einlädt. Und wie oft haben auch wir schon mit den Kollegen nach Feierabend die letzten Sonnenstrahlen hier genießen können.
Text: Käte Müller
Quellen, mehr Lesen und weitere Leseproben
Quellen:
www.Berlin.de/landesdenkmalamt/denkmalpflege/gartendenkmalpflege/luisenstaedtischer-kanal/
"Vom Geschäftshaus Jacobi zum Hotel Orania.Berlin
Geschichte und Wandel einer architektonischen Wiederentdeckung am Oranienplatz"
Wolfgang Schäche / David Pessier
erschienen 2019 im JOVIS Verlag www.Orania.berlin/de/oranienpalast-cafe-geschichte