Rückblick auf 25 Jahre Vereinsarbeit - Ein Vortrag von Volker Hobrack anlässlich unseres Geburtstagsempfangs am 15. April 2016.
Alle interessierten Bewohner der Luisenstadt, Freunde und Mitglieder können mit dem folgenden Text und den illustrierende Bildern die jüngste Geschichte der Luisenstadt nachvollziehen.
Am Ende dieses Artikels finden Sie einen Link zu einer kleinen Fotogalerie mit Schnappschüssen unserer 25-Jahr-Feier.
> Vortrag mit Bildern: Die Wiederbelebung eines vergessenen Stadtteils >>>
1920 wurde der auf dem Köpenicker Feld gelegene Vorort Luisenstadt in das neugebildete Großberlin eingegliedert. Der nördliche Teil wurde dem zentralen Stadtbezirk Mitte zugeordnet, der südliche dem Stadtbezirk Kreuzberg. Der Name Luisenstadt ging verloren.
Die verwaltungsinterne Trennlinie entlang des alten Schiffsweges Luisenstädtischer Kanal wurde 1945 auch von den Alliierten benutzt, um ihre Besatzungssphären abzugrenzen.1961 wurde aus der Demarkationslinie die Mauer zwischen Ost und West. Die Trennung dauerte 28 Jahre und war in ihrer Ausprägung eine totale Abwendung beider Teile.
Mit dem Fall der Mauer waren überraschenderweise zwei Stadtgebiete aneinander geraten, die sich völlig entfremdet hatten und nichts miteinander anzufangen wussten.
Der Luisenstädtische Kanal sollte eine Stadtautobahn werden!
Eine Schnellstraße ins Zentrum auf einer hindernisfreien Brache, das war der Vorschlag von Planungsbürokraten. Die Bürger dagegen erinnerten sich an den früheren Grünzug, den der genialer Gartenarchitekt Erwin Barth Anfang der 30er Jahre auf dem zugeschütteten Kanal gestaltet hatte.
Nach Bürgerprotest: Das Gartendenkmal entsteht neu
Mit dem Ziel der Wiedergewinnung des Gartendenkmals Luisenstädtischer Kanal traten 1991 Nachbarn von beiden Seiten des geteilten Stadtquartiers bei der Vereinsgründung an. Sie wollten die Entfremdung überwinden und fanden mit der Schaffung eines Erholungsparks auf dem früheren Todesstreifen ein gemeinsames Ziel.
Es war selbstverständlich, dass die Rekonstruktion nach dem historischen Muster erfolgen sollte, Reste der früheren Umfassungsmauern fanden sich ja im Boden. Durch Befürwortung und unter fachlicher Anleitung des Landesdenkmalamtes wurden die verbliebenen Spuren der Geschichte aus dem freigelegten Boden gesichert und die fehlenden Mauerkronen wieder aufgeführt.
Der Bürgerverein Luisenstadt begleitete fachlich und publizistisch die Rekonstruktion aller Kanalabschnitte von der Schillingbrücke bis zur Waldemarbrücke einschließlich der Wiederherstellung des Engelbeckens. Bis zum Einschalten der Fontänen in diesem Schmuckstück des Gartendenkmals dauerte es über 20 Jahre bis zur Vollendung des genannten Ensembles.
Leider fand der Bürgerverein keinen Rückhalt bei den Anwohnern der südlichen Kanalabschnitte in Kreuzberg, die eine historisierende Rekonstruktion vehement ablehnten.
Weitere wichtige Aktivitäten der Vereinsgeschichte
Die Organisation der Bürgerbeteiligung beim Umbau des Oranienplatzes in den 90er Jahren; die Schülerprojekte "Stolpersteine" und die Grabung nach Fundamentspuren der früheren Luisenstadtkirche Anfang der 2000er Jahre.
Es wurde ebenfalls erinnert an die jahrelange Bürgerbeteiligung bei der Stadtplanung, an die Durchführung von Stadtführungen und Vorträgen über die Geschichte der Luisenstadt, an die Organisation von Bürgerversammlungen zur Vorbereitung von Straßenbaumaßnahmen, an die Sommerfeste vor der Michaelkirche und an die aktive Beteiligung von Bürgern bei der Einrichtung und Begleitung der städtebaulichen Umgestaltungen von Spreeufer und Köpenicker Straße im Rahmen des Sanierungsgebiets "Nördliche Luisenstadt".
Beifall, Kritik und was noch zu tun ist
Lobende Worte dazu kamen von den Bezirksbürgermeistern, von den Baustadträten, von der Mitte-Bundestagsabgeordneten und anderen Gästen.
Kritische Anmerkungen zu Vandalismusschäden, zu fehlendem Personal und fehlenden Instandhaltungsmitteln, die an die Verwaltungen gerichtet waren, blieben in diesem Zusammenhang fast ungehört. Den großzügigen Planungen und Bereitstellungen von finanziellen Mitteln für die genannten Rekonstruktionsmaßnahmen folgen keine Maßnahmen und Geldmittel zur Erhaltung der Gartendenkmäler. Für den Bürgerverein Luisenstadt bleibt in dieser Hinsicht noch viel zu tun.
Dank gebührt den Betreibern des Cafés am Engelbecken, die uneigennützig unsere 25-Jahr-Feier ermöglichten und vorbildliche Gastgeber waren.
Volker Hobrack, Vorstand
Hier finden Sie einige Schnappschüsse unserer Geburtstagsfeier im April 2016
Auch der Blog "Nikolai-Viertel Aktuell" ist - etwas neidvoll - auf unseren Bürgerverein und seine Arbeite aufmerksam geworden. Siehe Nikolaiviertel-aktuell.Blogspot.de/2016/04/abstecher-in-die-luisenstadt
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