Zwischen den Häusern Köpenicker Str. 48 und 52 gibt es seit Oktober 2017 eine neue Straßenverbindung zum Spreeufer.
Sie verläuft knappe 100 Meter von der Köpenicker Straße zu den Wohngebäuden der Alten Seifenfabrik und der Genossenschaft Spreefeld.
Diese kurze Straße wird nur als Weg bezeichnet und führt zwischen dem Hochtief-Bürogebäude und dem Deutschen Architekturzentrum zur Spreefeld-Areal.
Ihr Name erinnert an die Gründerin der ersten Kinderbewahranstalt 1831 in der Luisenstadt: Wilhelmine-Gemberg-Weg.
Die Straße ist als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen, d.h. die gesamte Straße darf nur in Schrittgeschwindigkeit befahren werden. Gehwege und Fahrbahn sind baulich kaum voneinander abgesetzt, sodass die Fußgänger die gesamte Breite nutzen können. An den Straßenseiten sind Sitzgelegenheiten und Fahrradbügel angeordnet und es gibt nur einzelne Parkplätze. Ein halbes Dutzend Kastanien säumt den Straßenrand. Eine Kfz-Stromladestation soll noch installiert werden.
Da die Erschließung der Grundstücke an der Spree Anfang der Sanierungsverfahrens 2011 nur unzureichend gegeben war, wurde für die Entwicklung des Spreeuferblocks zwischen Köpenicker Straße und der Spree eine öffentliche Straße geplant. Sie ermöglicht den barrierefreien Zugang zur Spree und dem zukünftigen Spreeuferweg.
Das letzte Stück des Weges, der zweite Bauabschnitt von der Alten Seifenfabrik bis zur Wasserkante, wird erst 2018 fertiggestellt und ist nur Radfahreren und Fußgängern vorbehalten. Dort werden auch Bodenbereiche vom Verein Spreeacker gemeinschaftlich beackert und begrünt.
Wer war Wilhelmine Gemberg?
Benannt wurde die Straße 2014 durch einen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Mitte auf Vorschlag des Bürgervereins Luisenstadt. Der Mentor des Bürgervereins, der 2016 verstorbene Dr. Klaus Duntze, ist in der historischen Literatur über die Luisenstadt auf ihren Namen gestoßen.
Wilhelmine Gemberg hat sich als erste hier um die Betreuung verwahrloster Kinder gekümmert. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Kaufmann Friedrich Ludwig Wilhelm Gemberg, waren sie Mitglieder im Luisenstädtischen Wohltätigkeitsverein.
Sie gründete 1831 den Verein zur Beförderung der Kleinkinderbewahranstalten, der neun von 22 Berliner Anstalten übernahm, darunter auch die Anstalt des Luisenstädtischen Wohltätigkeitsvereins. Außerdem hatte Frau Gemberg 1829 einen Frauenverein gegründet, "um die Armen in der Hütte des Elends aufzusuchen, ihnen Gottes Wort und äußere Hilfe zu bringen".
Wilhelmine Gemberg gründete in ihrem Haus Stallschreiberstraße 30 im Mai 1831 eine eigene Kleinkinderbewahranstalt. Eine Lotterie (3000 Lose) brachte das Startkapital. Sie stattete 36 Familien mit Materialien für Kleidung und Pantinen aus. Zu Schulbeginn zog diese Kerntruppe weitere Kinder nach, am ersten Tag 75, am nächsten Tag bereits 104 Kinder. 1834 übernahm die Kronprinzessin Elisabeth von Preußen das Protektorat über den Verein.
Volker Hobrack
Grafik oben:
Aus der offiziellen Einladung des BA zur Eröffnung des Wilhelmine-Gemberg-Weges (herunterladen)
Quellen:
· Gemeinwohl und lokale Macht, Ludovica Scarpa, K.G. Sauer 1995
· Bauakten Alte Jakobstraße durchgesehen von Dr. D. Hoffmann-Axthelm
Weiterlesen:
· Portal Luisenstadt Mitte: Neue Stichstraße im Holzuferblock
· Portal der Betroffenenvertretung Sanierungsgebiet Nördliche Luisenstadt: EINLADUNG - 11. Oktober 2017: Bezirk Mitte übergibt feierlich den Wilhelmine-Gemberg-Weg
· Der Wilhelmine-Gemberg-Weg bei Google
· Letzte Meldung: Bezirksamt Mitte: Fällung von Bäumen am Wilhelmine-Gemberg-Weg im November 2017
Vor dem Umbau im Jahr 2014:
Satellitenansicht:
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