
Diese Medaille ist aus Silber mit einer doppelseitigen Prägung des Berliner Bären. Schön im Etui eingebettet, sodass man sie in die Hosentasche einstecken könnte.
Doch man muss sie mit einer Hand halten und mit der anderen die amtliche Urkunde aus der Hand des Bürgermeisters entgegennehmen. Eine dritte Hand für den riesigen Blumenstrauß wäre vonnöten. Die Verleihung der Verdienstmedaille ist eine amtliche Ehrung, die einer Vorbereitung bedarf.
Die Ehrung wird vom Büro des Bezirksbürgermeisters vorbereitet. Die Ehrung soll öffentlich erfolgen und sie ist nicht mit einer finanziellen Zuwendung verbunden.
Stadträte, Fachabteilungen, Beauftragte für Bürgerkontakte, Vorsteher und Verordnete der Bezirksverordnetenversammlung müssen Stellung nehmen zu den Vorschlägen.
Am Anfang steht also ein Vorschlag, den der geübte Leser der Lokalnachrichten machen kann in der Art eines Antrags. Spontanität ist hier nicht angebracht, denn ein Verdienst amtlich zu ehren ist kein Geburtstagsgeschenk, von dem man ja überrascht wäre.
Die Ehrung soll auch in einem noblen, schönen Umfeld erfolgen.
Das besitzt der Stadtbezirk Mitte mit dem Teehaus im Englischen Garten.
Eingebettet unter den großen Buchen des Tiergartens, inmitten wunderbar hergerichteter Blumenrabatten ist das Teehaus ein attraktiver Standort für Veranstaltungen. Das Teehaus hat auch eine gute Gastronomie.
Die Verleihung
Die Laudatio auf unseren Bürgerverein hielt Wieland G. Er sprach als Vereinsmitglied über Aufgaben und Leistungen des Vereins, über unser Engagement in der Luisenstadt.
Wieland sprach aber gleichzeitig auch als Aktivist von Kiezaktionen und als enttäuschter Anwohner vom Engelbecken, wenn gerade dort das Bezirksamt wiederholt auf Abstellung von Mängeln aufmerksam gemacht werden musste und vergeblich gewartet wurde. Bürgermeister und BVV-Vorsteher lächelten leicht säuerlich bei seinen kritischen Anmerkungen.
Dem Verfasser dieser Zeilen kam dann als ehemaligem langjährigem Vereinsvorsitzender die dankbarere Aufgabe zu den historischen Bogen von der Vereinsgründung 1991 bis heute zu spannen.
Ich konnte berichten von den ersten Begegnungen von Anwohnern beiderseits der früheren Mauer, von der Wiedergewinnung des Namens Luisenstadt anstelle von Mitte Süd und SO 36, von der Freilegung des Luisenstädtischen Kanals über 15 Jahre hinweg, von den Grabungen gemeinsam mit Schülern nach den Fundamenten der Luisenstädtischen Kirche 2006 bis 2009, von der Durchsetzung eines Verkehrskonzepts für die nördliche Luisenstadt 2014 und von der Beteiligung an der Einrichtung eines Spreeuferweges von der Jannowitzbrücke bis zur Schillingbrücke.
Weitere Preisträger
Außer unserem Bürgerverein wurden noch drei weitere Vereine in diesem Jahr ausgezeichnet.
Der Verein Kiezbezogener Netzwerkaufbau widmet sich der Gewaltprävention im Soldiner Kiez.
Der Verein BC Lions Moabit 21 führt Kinder und Jugendliche verschiedener kultureller Hintergründe an den Basketballsport heran.
Der Verein Moabiter Filmkultur organisiert Kinoveranstaltungen in Läden, Lokalen und an kulturgeschichtlichen Orten und verbindet diese Vorführungen oft mit Beiträgen von Fachleuten.
Wir vier Vereine durften wegen der Corona- Beschränkungen nur jeweils mit höchstens 5 Personen vertreten sein.
Zu unserem Nachteil waren wir nur zu viert, weil unser Vorsitzender durch Krankheit sehr kurzfristig absagen musste.
Unsere Feierstunde im Café am Engelbecken
Um andere Mitglieder unseres Bürgervereins teilhaben zu lassen, haben wir uns abends im Café am Engelbecken zu einem Umtrunk verabredet.
Es war schön von dieser Auszeichnung berichten zu können und Medaille und Urkunde herumzureichen.
Doch eine große und eine kleine Überraschung gab es dann plötzlich doch noch.
Die Geschäftsführerin der Wohnungsbaugenossenschaft Berolina, Frau K., hat unsere Arbeit als ortsansässigen Verein in der Luisenstadt und insbesondere im Heinrich-Heine-Viertel sehr gelobt. Sie hat unser Engagement für Stadtgeschichte, Verkehrskonzept, Reinigungsarbeiten, Erhalt des Gartendenkmals Luisenstädtischer Kanal, Veranstaltungen zum Tag des offenen Denkmals, Bürgerfeste, Führungen, Stolperstein-Projekte u.a. gewürdigt.
Dass ihre Würdigung aus wohlwollender Zuneigung erfolgte, bewies sie mit der Überreichung eines Schecks. Wörtlich steht darauf: "Finanzielle Anerkennung für die Arbeit des Vereins 1000 €". Darüber waren wir erstaunt und gleichzeitig sehr erfreut. Es gab einen spontanen Danke-Applaus für sie und die gesamte Geschäftsführung der WBG.
Die zweite Überraschung hat uns danach Frau T. vom Koordinierungsbüro Stadtplanung bereitet mit einem Geschenk von 3 Flaschen Wein.
Aufgeschrieben von Volker Hobrack, 24. September 2020
Die Laudatio (Manuskript)
"Der Verein ist ein Paradebeispiel für demokratische Beteiligung in unserer Gesellschaft. Bei der Gründung nach dem Fall der Mauer ging es noch um neue Verbindungen von Ost und West. Das ist heute kein Thema mehr.
Der Bürgerverein Luisenstadt hat über einen sehr langen Zeitraum, demnächst 30 Jahre, die Anwohner mobilisiert: jetzt vor einer Woche am Tag des Offenen Denkmals in der Eisfabrik und vor drei Tagen (am 19. September 2020) wieder durch die Teilnahme an der "Gemeinsamen Sache", nämlich den Müll gründlich beseitigen, den ein anderer Teil unserer Gesellschaft hinterlässt.
Das vorbildliche Engagement des Bürgervereins Luisenstadt strahlt weit über den Verein als solchen hinaus und bezieht andere ein.
Beispiele sind:
- Bäume gießen
- Spendenaktion für die Alltagshelden während Corona: die Mitarbeiter in den umliegenden Geschäften mit Gutscheinen auszeichnen
- historische Fußtouren
- mehrere Gedenktafeln
Neben der Mobilisierung geht es um Gremienarbeit. Da braucht man Sitzfleisch und Überzeugungskraft.
Die Betroffenenvertretung für das Sanierungsgebiet Nördliche Luisenstadt kümmert sich um den Spreeuferweg, den Schulneubau in der Adalbertstraße, das Postfuhramt und Tempo 30 in der Köpenicker.
Das war bisher aus der Perspektive des Vereins gesehen.
Man kann es aber auch so sehen:
Wir leben eben nicht in einer Merkel-Diktatur. Zum Glück sehen nicht nur wir das so, sondern mit uns 85 bis 90 Prozent der Bevölkerung. Und die, die jetzt hier als Corona-Leugner, Reichsbürger und Neue Rechte auf die Straße gehen, gehören nicht nur generell zum dummen Teil der Bevölkerung, sie haben auch erschreckend wenig Ahnung davon, wie der Staat, wie unsere Gesellschaft funktioniert - mit Gewaltenteilung, mit Bürgerbeteiligung und mit dem Recht jedes Einzelnen, seine Meinung auszuposaunen, ohne im Knast zu landen. Als Bürgerverein Luisenstadt nehmen wir diese Rechte ganz selbstverständlich wahr.
Wir versuchen als Verein, mit den Bürgern auf allen Kanälen zu kommunizieren. Das wünschten wir uns umgekehrt auch vom Bezirk. Die Kommunikation erscheint uns häufig als Einbahnstraße, sie erfolgt nur auf Bittstellung hin und oft stark verzögert.
Dem Bürgermeister kann man auf Twitter folgen und weiß dadurch etwas.
Aber sonst? Eher tote Hose. Folge sind diese lokalen Verschwörungstheorien, dass alle Tiere im Engelbecken vom Fischereiamt abgemetzelt werden sollten. Der Flyer hing an hunderten von Haustüren. Das war für unsere Arbeit extrem kontraproduktiv.
Um herauszufinden, was der der Bezirk mit dem Engelbecken plant, brauchte es mehrere Anläufe. Ja, wir verfolgen die Sitzungen der Bezirksverordneten, auch die in der vergangenen Woche mehr als drei Stunden, als es dann entgegen der Ankündigung doch nicht ums Engelbecken ging.
Das Konkrete spielt sich auf der Verwaltungsebene ab. Da sind echt gute und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber wir sind doch diejenigen, die es angeht. Sagen Sie uns doch bitte, was Sie vorhaben. Planen Sie nicht über unseren Kopf hinweg. Kommunizieren Sie mit uns. Dann lieben wir Sie noch mehr.
Ich gratuliere dem Bezirk Berlin-Mitte: Sie haben eine gute Wahl getroffen.
Ich gratuliere dem Bürgerverein: Wir haben das verdient."
Diese Laudatio anlässlich der Verleihung der Bezirksverdienstmedaille an unseren Bürgerverein am 22. September 2020 verfasste Wieland Giebel
Wieland Giebel verfasste einen kleinen Nachbericht in seinem Berlinstory Blog - hier zu lesen
Was ist die "Bezirksverdienstmedaille"?
Einige Fotoschnappschüsse
von der Verleihung und unser Feier
im Café am Engelbecken
Wieland Giebel, Bürgermeister von Dassel und Volker Hobrack im Teehaus
Laudator Wieland Giebel
Volker Hobrach und Blumenstrauß entspannt sich nach der Verleihung
Aufstellung der beteiligten Akteure: Bürgermeister und Preisträger
Unsere Feierstunde im Café am Engelbecken
Die geladenen Gäste sammeln sich
Frau K. von der BEROLINA gratulierte
Das Koordinierungsbüro KOsP gratulierte
Fotos: Claudia Hertel, Wieland Giebel, Dr. Krause, Bezirksamt Mitte, Ralph Bauer
Berichterstattung des Bezirksamtes Mitte
Bitte anklicken: externe Seite
Aus der o.a. Webseite des BA Mitte zu unserem Bürgerverein:
"Der Bürgerverein Luisenstadt e.V. wurde am 6. März 1991 gegründet. Ziel war es, Menschen aus Ost und West zu verbinden und Ziele für die soziale und städtebauliche Entwicklung abzustecken.
In Arbeits- und Projektgruppen beschäftigen sich die Mitglieder des Vereins mit der Identität der Luisenstadt, mit ihrer Geschichte und vor allem mit der städtebaulichen Entwicklung des Areals.
Die Wiederherstellung der Erholungsfläche, die Klärung der Verkehrsfragen und viele Veranstaltungen zum Tag des offenen Denkmals, Ausstellungen, Bürgerfeste, Führungen und Besichtigungen stehen für die Vereinsmitglieder im Fokus ihrer Arbeit.
Zudem macht der Verein die Luisenstadt für die Allgemeinheit erleb- und erfahrbar. Führungen werden veranstaltet, Gespräche mit Zeitzeugen geführt, Stolperstein-Projekte umgesetzt und Sozialberatungen sowie Nachbarschaftshilfe angeboten.
Stellvertretend für den Verein nahm der ehemalige Vereinsvorsitzende Volker Hobrack entgegen.