Bürgerverein Luisenstadt e.V.
Station 3 Eingang 1948

Station 3: Die Neanderstraße - ab 1961 Heinrich-Heine-Straße

Eine weitere Leseprobe aus unserer Stadtteil-Broschüre

Hier: Der Geisterbahnhof U8 Heinrich-Heine-Straße

Der U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße ging am 6. April 1928 unter dem Namen Neanderstraße in Betrieb.

Die Station wurde von Alfred Grenander im Stil der Neuen Sachlichkeit gestaltet.

Infolge des Zweiten Weltkriegs musste Ende April 1945 der Verkehr im gesamten U-Bahn-Netz stillgelegt werden. Der Betrieb im Bahn-hof Neanderstraße konnte am 3. Juni 1945 wieder aufgenommen werden.

 

Der südliche Ausgang, ursprünglich in einem Haus an der Ecke Schmidstraße angelegt, wurde nach der Beseitigung der Trümmer als freistehender Treppenzugang auf den Gehwegen der Neanderstraße eröffnet.

Nach der Umbenennung der Neanderstraße in Heinrich-Heine-Straße 1960 wurde dementsprechend auch der U-Bahnhof umbenannt.

Ein Jahr später fiel die Station in einen Dornröschenschlaf. Aufgrund der Teilung Berlins und der Grenzschließung 1961 hielten die Züge der Linien C (U6) und D (U8) nicht mehr im Ostteil der Stadt.

Nur ein langsames Durchfahren war erlaubt, auf den nicht beleuchteten Bahnhöfen patrouillierten Grenzsoldaten und die Stationen verwandelten sich in "Geisterbahnhöfe".

Die beiden Transitstrecken (bei der Linie D waren die Stationen Heinrich-Heine-Straße bis Bernauer Straße betroffen) wurden in den Folgejahren zu einer regelrechten Festung ausgebaut: Notausstiege wurden verschweißt, Verbindungs-gänge innerhalb der Umsteigebahnhöfe vermauert, Treppenabgänge durch Betonplatten abgedeckt, denn jeder Fluchtversuch in den Westen sollte unmöglich gemacht werden.

 

Station 3 Eingang 1963

Auch aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit sollte die Strecke getilgt werden. Bahnhofszugänge in Gebäuden wurden als solche unkenntlich gemacht, indem das "U" über den Zugängen entfernt wurde. Die U-Bahnausgänge verschwanden aus dem Straßenbild und in den Ostberliner Stadtplänen wurde die Linie ab jetzt nicht mehr dargestellt.

So wurde auch die Station Heinrich-Heine-Straße zum "Geisterbahnhof".

Station 3 U8 1980

Der grenznahe Bahnhof wurde allerdings von den Grenztruppen als Ein- und Ausgang zum Wachdienst unter der Erde benutzt und war nur am nördlichen Ausgang im Eckhaus Köpenicker Straße/Brückenstraße zugänglich.

Im Oktober 1966 unternahmen zwei Männer einen Fluchtversuch, indem sie ein Loch in die Mauer an der U-Bahnstation brachen, ein Rollgitter aufhebelten und eine weitere Sperrmauer durchbrachen, bis sie endlich die Bahngleise erreichten.

Vier Nächte hatten sie dafür gebraucht, doch kurz vor dem Ziel wurden die beiden Männer entdeckt und festgenommen.

Die Wiedereröffnung des U-Bahnhofs Heinrich-Heine-Straße fand erst knapp 30 Jahre später statt:

Am 1. Juli 1990 gingen alle "Geisterbahnhöfe" wieder in Betrieb.

tr
 

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