Bürgerverein Luisenstadt e.V.

von Volker Hobrack

2013.04.25 U Bhf Dresdner Strasse 009 kleinBunkeranlage Dresdener StraßeZur Langen Nacht der Berliner Unterwelten am Sonnabend 24. Juni 2023 erhalte ich eine persönliche Einladung vom Vereinsvorsitzenden. Wir kennen uns seit über 20 Jahren von verschiedenen Denkmal- und Erinnerungsprojekten. 2013 hat der Bürgerverein Luisenstadt den Verein Berliner Unterwelten gegenüber dem Berliner Senat unterstützt, die gesamte unterirdische Anlage übernehmen und betreuen zu können. Leider vergeblich, denn ein Teil der Anlage wurde verfüllt und ein weiterer Teil nicht instandgesetzt. Dabei ging damals und heute wieder die Initiative zur Herrichtung und zur Begehbarkeit durch die Öffentlichkeit von diesen agilen Unterweltfreunden aus.

 An der Einstiegsluke warten ca. 30 Personen und werden mit Bauhelmen versorgt und einzeln eingelassen. Eine Stahltreppe führt in die Tiefe und an der engsten Stelle braucht man den Helm. Unten wieder eine Begrüßung durch die Vereinsmitglieder mit ihren gelben Westen. Der Helm wird gegen eine Taschenlampe getauscht und es werden freundliche Hinweise zur Orientierung gegeben. Alles ist gut vorbereitet. Tafeln informieren über den Standort, den Lageplan und die Geschichte der Anlage. Erbaut wurde sie von 1915 bis 1921 und war Teil der U-Bahnlinie von Gesundbrunnen nach Neukölln. Im Abschnitt der Dresdener Straße wurde sie dann jedoch nicht als Verkehrsstrecke ausgebaut, da das Wertheim-Kaufhaus am Moritzplatz eine Streckenänderung wünschte.

Ich wende mich zuerst im U-Bahntunnelbereich nach links um komme nach zwei Minuten an ein nagelneues Gitter, das den Zugang zum Tunnel der U8 versperrt. Hier dröhnt die vorbeifahrende U-Bahn. Als Tunnelbesucher soll ich mit meiner Taschenlampe nicht die vorbeifahrenden Fahrgäste irritieren. In entgegengesetzter Richtung zurück und vorbei an der Einstiegstreppe gelange ich nach einer großen Querwand in den engen Gang des früheren Bunkers. Hier herrscht muffiger Kellergeruch. Es ist feucht unter den Schuhen und alle paar Meter gibt es Keller-Beleuchtung. An diesem Gang sind nacheinander einige Dutzend Kammern angeordnet als Schutzräume vor den Bomben im 2. Weltkrieg: ca. 1,5 m breit, ca. 2,5 m lang und etwas über 2 m hoch, sonst nichts als glatte Betonwände. Die frühere Ausstattung und Installation ist nicht mehr vorhanden und nur wenige Räume sind größer. Die Toilettenanlagen sind an den abgeschnittenen Rohren noch erkennbar, ebenso die Luftschleusen. Es beschleicht einen ein gruseliges Gefühl bei der Vorstellung, wie sich hier im Krieg die Leute gedrängt haben, ängstlich und genervt von den täglichen Bombenangriffen. Eingebaut wurden die Bunkerräume in den Kriegsjahren 1941 bis 1943. Sie sollten für 3000 Anwohner als Luftschutzräume dienen. Einzelne Hinweisschilder aus den Kriegsjahren geben Zeugnis von dieser dunklen Zeit ab.

An einer großen Wand ist dann Schluss mit der Erkundung. Sie wurde 1961 eingebaut, direkt unter der oberirdischen Mauer zwischen Ost- und Westberlin. Auch hier unten wurde die Grenze gegen Fluchtversuche gesichert. Nur durch ein Guckloch kann man leuchten und erkennen, dass in den nachfolgenden Räumen Wasser steht und ein Weitergehen verhindert. Ein Posten des Unterweltenvereins erklärt die örtliche Situation. Zurück an die Einstiegstreppe. Es kommen immer noch angemeldete Besucher. Ich bedanke mich für die Einladung und lobe die vorbildliche Organisation.

Eine Extraführung für Mitglieder unseres Bürgervereins zum Ende der Sommermonate wird mir zugesagt.

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ecke jun juli"ecke köpenicker" ist eine Zeitung, erscheint achtmal im Jahr kostenlos und wird herausgegeben vom Bezirksamt Mitte, Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung.