Bürgerverein Luisenstadt e.V.
Unsere langjährige Leiterin der AG Stadtentwicklung, Frau Dr. Dorothea Krause, hat ein Thesenpapier zu den Aufgaben einer Arbeitsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr erstellt:

Es besteht die Frage, welche Aufgaben diese Arbeitsgruppe beim Bürgerverein Luisenstadt haben könnte.

Könnt Ihr Euch noch an den Slogan „Autogerechte Stadt“ erinnern? Damit sind viele historische Stadtzentren überbaut und unkenntlich gemacht worden, auch in Berlin, wo man jetzt versucht, den Schaden abzumildern, oder in Frankfurt/Main, wo sie ihr altes Stadtzentrum zum Jubel der Fachwelt wieder aufgebaut haben, oder in Hildesheim, wo schon vor vielen Jahren die Einwohner erreicht hatten, dass das neue Stadtzentrum wieder abgebaut wurde und sie ihr Knochenhaueramtshaus wieder bekamen?

Man kann eine Stadt nicht nach vorgefassten Losungen entwickeln! Das sollten wir daraus gelernt haben. Denn ebenso unmöglich ist jetzt neu „Autofreies Stadtzentrum“ oder „Fahrradgerechte Stadt“!

Dazu ein paar Gedanken als Diskussionsvorlage:
  • Im Jahr 2011 lebten 7 Milliarden Menschen auf der Erde.
  • Seit dem Jahr 2011 leben weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land.
  • Da die Weltbevölkerung insgesamt zunimmt, nimmt seit 2011 die Stadtbevölkerung schneller zu als die auf dem Lande. Das bedeutet für die Städte große Veränderungen, wobei die Veränderungen mit der Größe der Städte zunehmen.
  • Nun sind wir schon bei Berlin, denn in den Millionenstädten sind die Veränderungen am größten. Ein solcher dicht besiedelter Großraum ist mit den traditionellen Verwaltungsmethoden, also mit einzelnen Fachbereichen, die jeder für sich arbeiten, nicht mehr zu beherrschen. Es muss auf der Grundlage der Digitalisierung ein Netzwerk geschaffen werden, das jede Veränderung in einem der Fachbereiche, auf die Aufgabenstellungen aller anderen abgestimmt, überträgt.
  • Hier sind zunächst der Senat und die Bezirke aufeinander abzustimmen, so dass der Informationsfluss ständig störungsfrei abläuft. Davon ist Berlin noch weit entfernt. In einigen Bezirken wird an der Digitalisierung intensiver gearbeitet, als in anderen. (Wir wissen ja, dass Deutschland in der Digitalisierung insgesamt international weit zurückliegt).
  • Im Rahmen dieser digitalen Aufgabenstellung liegt der Verkehr ganz vorn! Durchgangsverkehr, Lieferverkehr, Rettungsverkehr wie z.B. Feuerwehr, Polizei, Katastrophenschutz, müssen sich auf ein ständig überwachtes Straßen- und Schienennetz verlassen können.
  • Der öffentliche Personennahverkehr muss preisgünstig und für die Benutzer zuverlässig ablaufen. Die einzelnen Verkehrsarten Regionalbahn, S-Bahn, U-Bahn, Straßenbahn und Bus müssen ständig aufeinander abgestimmt werden. Nur so kann der Individualverkehr auf einem überschaubaren Maß gehalten werden, ohne dass der Bevölkerung Verbote und andere Reglementierungen zugemutet werden.
  • Das Gleiche gilt für die Parkraumbewirtschaftung. Es müssten viel mehr unterirdische Garagen gebaut werden, auch z.B. Fahrradgaragen, damit nicht zu viele Fahrzeuge auf wertvollem städtischem Land geparkt werden müssen.
  • Das Ausleihen von Elektrorollern und anderer elektrisch betriebener Fahrzeuge muss besser organisiert werden.
  • Um all diese komplexen Aufgaben miteinander vernetzen zu können, muss ein für die ganze Stadt und das Umland geltender Generalverkehrsplan geschaffen werden, an dem ständig auf Senatsebene weitergearbeitet wird.
  • Nur in einem solchen Rahmen kann die wertvolle Bürgerinitiative zur Schaffung von Kiezblöcken wirksam werden! Der Wille der Bewohner, daran mitzuwirken, dass das Leben in der Großstadt interessanter, gesünder und schöner wird, ist ja eigentlich sehr zu unterstützen! Nur, was jetzt gerade abläuft, dass die Bezirke meinen, etwas Gutes zu tun, wenn sie die erarbeiteten Kiezblöcke beschließen und Geld für deren
    Umsetzung bewilligen, ist doch nicht ausreichend! Es fehlt die Vernetzung der übergeordneten Zusammenhänge. Es klappt doch nicht, wenn dann die Kiezblöcke einfach so aneinandergelegt werden!
Wozu denn dann eine Arbeitsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr?

Ich könnte mir zunächst folgende grundsätzliche Aufgaben vorstellen:

1. Die früher schon einmal vorhandene enge Zusammenarbeit zwischen den Teilen der Luisenstadt in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg wieder aufleben zu lassen.
So war z.B. Herr Peckskamp, der jetzt in Friedrichshain-Kreuzberg mit für Stadtentwicklung und Verkehr zuständig ist, jahrelang Mitglied unserer Arbeitsgruppe Stadtentwicklung. Es müssen neue persönliche Beziehungen entwickelt werden, die durch Schriftverkehr etc. nicht zu erreichen sind. Es müsste wieder ein Zusammengehörigkeitsgefühl für die Luisenstadt entstehen.

2. Sich mit dem internationalen Stand der digitalen Entwicklung großer Städte gemeinsam zu beschäftigen.
Wir wissen zu wenig darüber, wie es in anderen Großstädten läuft, die in der digitalen Entwicklung deutlich weiter sein sollen, als wir. Völlig durchorganisiert bis auf den einzelnen Bürger soll z.B. Estland sein mit der Hauptstadt Tallinn. Auch die anderen baltischen Hauptstädte Riga und Vilnius werden genannt. In Belgien arbeitet man an Brüssel, man hört von Barcelona. Hier gilt es, sich gemeinsam einen Überblick zu verschaffen, vielleicht auch Vorträge zu organisieren, damit man erst mal Bescheid weiß und international angeschlossen ist.

Ich finde, damit hätte diese Arbeitsgruppe erst mal genug zu tun!

Aufgestellt von Dr. Dorothea Krause

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ecke jun juli"ecke köpenicker" ist eine Zeitung, erscheint achtmal im Jahr kostenlos und wird herausgegeben vom Bezirksamt Mitte, Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung.