Bürgerverein Luisenstadt e.V.

Fußtour 8 Karte - Von Kirche zu Kirche

> Stadtplan-Skizze der Fußtour in der Großansicht (Abbildung ist gedreht!)


Leseprobe *)

Historische Fußtour No 8: Von Kirche zu Kirche

Von und mit Frank Eberhardt, Vereinsgründer und erster Vorstand unseres Bürgervereins Luisenstadt

Dreizehn Kirchen gab es in der Luisenstadt. Viel, aber nicht zu viel für diesen Berliner Stadtteil, der um 1900 der größte Berlins war.

Die ältesten Kirchen, die Sebastianskirche und die Französische Louisenstadt-Kirche in der Kormnandantenstraße, fielen dem letzten Krieg zum Opfer. Ein Bodendenkmal und eine Stele im heutige Luisenstädtischen Kirchpark erinnern heute an sie. Eine Kirche existiert sogar doppelt.

Die katholische St.-Michael-Kirche in Kreuzberg wurde gebaut, weil die Westberliner Gemeindemitglieder die Mauer zur Ostberliner St.-Michael-Kirche nicht überwinden konnten.

Heute können die Kirchen wieder von jedem besucht werden. Wer jedoch alle Kirchen sich ansehen will, sollte die folgende Tour teilen.

Die Zahlen in Klammern entsprechen den eingezeichneten Standorten in der Touren-Karte.

*) Text und Illustration: Auszug aus unserem Nachdruck des Buches "Die Luisenstadt - Geschichte und Geschichten über einen alten Berliner Stadtteil". Seite 232 - 237. Abbildungen in Schwarz-Weiß ebenfalls dem Buch entnommen.
Die Tourbeschreibung wurde erstellt im Jahr 1995 - vergleichen Sie bei Ihrem Spaziergang doch mal gestern und heute.


 


Teil 1 - Sebastianskirche, Melonenkirche
Annen-Kirche, St.-Michael-Kirche


Tour 8 St Thomaskirche

 


Die Sebastianskirche (1)

entstand 1694/95 an der Alten Jakobstraße als barocker Fachwerkbau nach Plänen von Martin Grünberg. Wegen Baufälligkeit wurde 1751-1753 eine neue nach Plänen von Chr. Aug. Naumann und J. G. Büring gebaut.

Der geplante Turm blieb aus Geldmangel fast 100 Jahre unvollendet. 1802 erhielt sie den Namen "Luisenstadt-Kirche" nach dem umbenannten Stadtteil. Der Turm wurde 1845 nach Plänen von August Stüler und Berger fertiggestellt.

Im Februar 1945 wurde die Kirche bei einem Bombenangriff zerstört, die Ruine 1964 gesprengt.

Heute befindet sich dort ein kleiner Park.

Die französisch-reformierte Kirche in der Kommandantenstraße (2)

1699 wurde Glaubensflüchtlingen aus der französischen Schweiz eine Scheune zur Einrichtung einer Kirche überlassen. 1727/28 erfolgte ein Umbau.

Das schlichte Äußere hatte sich fast unverändert erhalten bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.

Die Berliner bezeichneten sie auch als "Melonen-Kirche", vermutlich wegen der Nachbarschaft französischer Obstgärtner. Bis 1819 wurde in ihr ausschließlich französisch gepredigt.

 

Annen-Kirche (3)

In der Annenstraße 52/53 steht die von Hermann Blankenstein entworfene altlutherische Annen-Kirche (3).

Der Klinkerverblendbau ohne Turm wurde von 1855-1857 errichtet. Im Inneren ein schlichter Emporensaal.

Tour 8 St Michael Querschnitt


Die St.-Michael-Kirche (4) am Engelbecken

entstand 1851-1861 nach Plänen von August Soller als katholische Garnisonskirche.

Der Backsteinbau in Anlehnung an den Rundbogenstil der oberitalienischen Renaissance gilt als das bedeutendste Werk der direkten Schinkel-Nachfolge.

Theodor Fontane bezeichnete sie als "schönste Kirche Berlins".

Die ursprünglich dreischiffige Hallenkirche brannte 1945 bei einem Bombenangriff völlig aus. Chor und Querschiff wurden 1952/53 als Kirchenraum wiederhergestellt, in die Ruine des Langhauses wurde das Gemeindehaus eingebaut.

Auf dem Glockenturm die Statue des hl. Michael als Drachentöter von August Kiss. 


 


Teil 2 - St.-Thomas-Kirche, Diakonissenhaus Bethanien
Neuapostolischen Kirche, St.-Michael-West


 

 

Die evangelische St.-Thomas-Kirche (5) am Mariannenplatz

wurde von Friedrich Adler in den Jahren 1865-1869 errichtet. Es ist ein zweitürmiger Backsteinbau mit Vierungskuppel, angelehnt an frühromanische rheinische Kirchenbauten.

Im Krieg teilzerstört, blieb beim Wiederaufbau das Äußere des Baus erhalten, der Innenraum ist modernisiert.

Zum 125jährigen Jubiläum im Jahre 1994 wird das Äußere der Kirche rekonstruiert.

Eine eigene Kirche besaß das Diakonissenhaus Bethanien (6) am Mariannenplatz

Bethanien wurde nach Entwürfen von L. Persius in den Jahren 1845-1847 erbaut.

In der Mitte des Hauses im ersten Stockwerk befand sich eine dreischiffige Basilika mit Holzdecken und Emporen. Die zwei kleinen Türmchen über dem Eingang des Hauses deuten den kirchlichen Charakter an.

Seit der Nutzung Bethaniens als Künstlerhaus werden in dem Raum verschiedenartige kulturelle Veranstaltungen durchgeführt.

Neuapostolischen Kirche (7) in der Waldemarstraße

Unauffällig ordnet sich der im Inneren und Äußeren schlichte Bau der Neuapostolischen Kirche (7) in der Waldemarstraße/Ecke Leuschnerdamm in die Bebauung ein.

Sie wurde am 7. Dezember 1958 eingeweiht.

Das 100jährige Jubiläum der St.-Michael-Kirche 1961 mußte die Gemeinde durch die Mauer getrennt begehen.

St.-Michael-West (8)

In den folgenden Jahren wurde eine neue Kirche, St.-Michael-West (8), in der Waldemarstraße 4-10 gebaut und am 30. April 1965 eingeweiht.

Das moderne Gebäude nach Plänen Hans Schaefers ist architektonisch so konzipiert, daß der Gottesdienstraum bei Vereinigung der beiden Gemeinden zu einem Gemeindesaal umgebaut werden kann.


 


Teil 3 - St.-Simeon-Kirche
St.-Jacobi-Kirche, St.-Agnes-Kirche


 St.-Simeon-Kirche (9)

Am 8. Dezember 1897 wurde die St.-Simeon-Kirche (9) in der Wassertorstraße 21 a eingeweiht.

Die Pläne schuf Franz Schwechten. Er entschied sich für einen Backsteinbau in gotischen Formen, in die Straßenflucht eingebaut. Vor dem Portal zwei große Figuren aus Sandstein - Simeon und Hannak.

Beim Bombenangriff am 3. Februar 1945 wurde die Kirche zerstört. Der Wiederaufbau stand unter Leitung von Jorcke und Berndt, später Willy Rossa.

Die Einweihung erfolgte am 26. Februar 1961.

Die evangelische St.-Jacobi-Kirche (10)

in der Oranienstraße 132/134 wurde 1845 geweiht. Die von August Stüler entworfene Backsteinbasilika hat einen seitlichen Glockenturm.

In der Mitte des von Säulenhallen umgebenen Vorhofs steht die Statue des Apostels Jacobus, ein Geschenk des Königs Friedrich Wilhelm IV.

Am 3. Februar 1945 wurde die Kirche zerstört. Beim Wiederaufbau 1954-1957 wurde die Kirche im Äußeren historisch getreu, im Inneren vereinfacht (ohne Emporen) unter Leitung von Paul und Jürgen Emmerich wiederhergestellt.

Tour 8 Emmauskirche 600 

St.-Agnes-Kirche (11)

Dem Charakter der umgebenden Springsiedlung angepaßt ist der moderne Sakralbau der katholischen St.-Agnes-Kirche (11) in der Alexandrinenstraße 118 von Werner Düttinann.

Der Bau staffelt sich spiralförmig in Würfeln, den Abschluß bildet der 29 Meter hohe Turm.Unverputzte Abbruchziegel der Seitenschiffe sollen an die Trümmer der Umgebung 1945 erinnern.

Die Kirche wurde am 14.Mai 1966 geweiht.


 


Teil 4 - Emmaus-Kirche, Liebfrauen-Kirche
Tabor-Kirche, Martha-Kirche, Ölberg-Kirche
Den zweiten Teil der Tour kann man am U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof beginnen.

Die Emmaus-Kirche (12)

am Lausitzer Platz wurde am 28. August 1893 eingeweiht. August Orth errichtete die einschiffige Backsteinkirche mit einem 74 m hohen Turm. Über dem Haupteingang das Mosaikbild Christus mit den Emmaus-Jüngern.

Am 3. Februar 1945 brannte die Kirche nach einem Bombenangriff völlig aus, nur Turm und Mosaik überstanden den Brand. Im Jahre 1948 wurden die Ruinen gesprengt.

Der Wiederaufbau der Kirche 1957-1959 durch Ludolf von Walthausen erfolgte unter Einbeziehung des Turmes, der mit dem Kirchenschiff durch einen Zwischenbau verbunden ist.

Liebfrauen-Kirche (13)

In der Wrangelstraße 50 befindet sich die katholische Liebfrauen-Kirche (13). Sie wurde im Jahre 1904 von Ludwig Becker gebaut.

Der im Stil einer romanischen Basilika errichtete Bau mit zwei markanten Giebeltürmen und einer großen Kuppel über der Vierung ist in der Straßenfront eingerückt.

Tabor-Kirche (14)

Der Bau der Tabor-Kirche (14) in der Taborstraße 17 wurde von Schwartzkopff und nach seinem Tode von Brückner in den Jahren 1903-1905 durchgeführt.

Das Gebäude ist in die Straßenfront so eingefügt, daß der Turm genau in der Sichtachse der Wrangelstraße steht. Der Backsteinbau ist durch gotische Stilelemente geprägt.

Der 71 m hohe Turm wurde im Krieg stark zerstört, so daß die Spitze abgetragen werden mußte. Beim Wiederaufbau wurde er verkürzt.

Die Martha-Kirche (15)

in der Glogauer Straße 22 wurde von den Architekten August Dinklage und Ernst Paulus in den Jahren 1903 bis 1904 im deutschen Renaissancestil errichtet.

An der Straße befindet sich das Pfarrhaus, ein Durchgang führt zur Kirche im hinteren Teil des Grundstücks.

Nach Beseitigung der Kriegsschäden erfolgte 1970-1971 ein Umbau des Kirchenschiffes durch die Architekten Werner Harting und Gerhard Strauchmann.

Ölberg-Kirche (16)

Die in ihrem Äußeren bescheidene Ölberg-Kirche am Paul-Lincke-Ufer ist vom Architekten Curt Steinberg 1922 gebaut worden.

Im Krieg durch Luftminen beschädigt, wurde sie 1950 wiederhergestellt. Bei einem Umbau in den sechziger Jahren wurde die Ausrichtung der Kirche um 180 Grad gedreht. Der Zugang ist in der Lausitzer Straße 28.


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Tour_9_Friedhof_Map

Nächste Historische Fußtour No 9 lesen:
Nach den Kirchen besuchen wir mit Frank Eberhardt den "Luisenstädtischen Kirchhof" am Südstern


Tour 7 Karte 400

Vorherige Historische Fußtour No 7 lesen: "Vom Görlitzer Bahnhof zur Jannowitzbrücke"


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Weitere neun historische Fußtouren finden Sie in unserem Nachdruck, kürzlich herausgegeben vom Bürgerverein Luisenstadt als Neuauflage des vergriffenen Titel von 1995:

Cover Luisenstadt 200

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Und demnächst lesen Sie hier online die dritte Fußtour aus unserer neuen Serie Fußtouren in der Luisenstadt.

Aus dem Inhaltsverzeichnis des Buches:

Luisenstadt Buch 1 Fusztouren


Fusztour 1 Luisenstadt Wappen